Der Scottish Terrier ist ein niederläufiger Terrier aus Schottland. Nah verwandt ist er mit dem West Highland White Terrier, dem Skye Terrier und dem Cairn Terrier. Wer einmal einen typischen Scottie besitzt hat, bzw. von ihm besessen wurde, wird ihm verfallen sein! Ein grosser Hund auf kurzen Läufen, mit viel Charme, Persönlichkeit und Witz! Er lässt sich zu keinem Kadavergehorsam zwingen. Möchte man ihn erfolgreich trainieren, ist es die Kunst des Menschen, den Scottie so zu motivieren, dass er das, was man von ihm möchte, auch will. Wenn man eine Beziehung voll Vertrauen aufgebaut hat, mit positiver Verstärkung trainiert und den Scottie zu motivieren versteht, ist er ein grossartiger Arbeitshund, der mit seinem Willen Berge versetzt! Den sein eigener Kopf zu haben hat den Vorteil, dass er sehr hartnäckig ist, wenn er etwas will. Der Scottie entstammt Jagdgebrauchshunden und ist somit kein Schosshund, was nicht bedeutet, dass er nicht verschmust wäre. Aber eigenständiges Denken und Problemlösen wurde züchterisch gefördert im Vergleich zu Gesellschaftshunden, welche primär gefallen sollen. Die Reinzüchtung der Rasse geschah im 19. Jahrhundert in Grossbritannien. Niederläufige Terrier gab es aber schon viele Jahrhunderte zuvor in Schottland.
Ute Luig hat ein Rassebuch über den Scottie geschrieben, das die Geschichte beleuchtet, zudem auch wunderschöne Geschichtenbücher.
Bei Interesse an einem Welpen empfehle ich Paisley Scottish Terrier - keine Linienzucht, dafür gesunde, fröhliche Schotten. Wichtige Welpeninfos finden sich bei den Literaturemfpehlungen und den Artikeln von mir. Besonders zu empfehlen ist der DVD Puppy Culture, sowohl bei der Auswahl des Züchters wie auch für die erste Zeit zu Hause.
Achten Sie bei der Wahl des Züchters nicht nur darauf, dass die Welpen gut sozialisiert werden (siehe dazu mein Artikel "Die gute Hundezucht"), sondern auch, dass
Sie Züchter meiden, die für die Pokalvitrine züchten. Denn dies führt meist dazu, dass eng verwandte Tiere verpaart werden, was gesundheitlichen Gefahren birgt. Da die Züchterin unserer Hunde
gezielt möglichst wenig verwandte Tiere kreuzt, hat sie oft sehr grosse Würfe (Fertilität ist ein gutes Zeichen für gesunde Gene). Zudem züchtet ein verantwortungsvoller Züchter nicht mit Hunden,
welche bekannte Erbkrankheiten haben und testet die Hunde mit allen verfügbaren Tests. Siehe zu diesem Thema den Dokumentarfilm "Rassenreine Krüppel" von BBC - dieser Film ist für starke Nerven, aber ich finde, ein
Welpenkäufer sollte dies wissen. Hier noch die englische Originalversion desselben Filmes. Auf deutsch erschien 2013 der Film Reine Rasse - volle Kasse. Genetiker sind der Ansicht, dass man viele Rassen
langfristig nur retten kann, wenn man Outcrossing (fremde Rassen einkreuzen) macht. Züchter sollten lernen, dass diese Wissenschaftlicher nicht ihre Feinde sind und beginnen offen und konstruktiv
mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Ursprünglich war der Scottie hochbeiniger, wie beispielsweise das Bild von dem Scottie "Jock" von 1911 zeigt. Camilla und Hitchcock ähneln
diesen ursprünglichen Typ. Heute mögen Schönheitsrichter vor allem tiefbeinige Scotties. Eine Studie bei Scotties zeigte, dass Geburtsschwierigkeiten mit der Beckenform korrelieren. Es
ist naheliegend, dass hochbeinigere Hündinnen eine geeignetere Beckenform zum Werfen haben. Diese Erfahrung machte auch die Züchterin unserer Hunde. Ihre Hündinnen werfen meist normal, während
niedrigere Hündinnen häufiger Kaiserschnitte haben. Generell plädiere ich dafür mehr Heterogenität zuzulassen, es soll kleine, grosse und mittlere Scotties geben, denn je höher die genetische
Vielfalt, desto gesünder die Hunde. Es macht mich wütend zu sehen, dass so viele Züchter die Priorität darauf setzen, dass alle Hunde gleich aussehen, nämlich exakt so wie es im Standard steht
und es die Richter gerade mögen, und dabei die Gesundheit und die genetische Variabilität aufs Spiel setzen. Interessant ist der hier verlinkte
Artikel über den Zusammenhang von mehrfachen Mutationen betreffend einem Wachstumsfaktor. Es wäre doch eine super Idee, wenn die Elterntiere darauf getestet würden, damit gesunde
Kurzbeinigkeit erreicht wird.
Welpenkäufer möchten einen gesunden, langlebigen Hund mit einem guten Temperament - für diese Menschen ist ihr Hund sowieso der Schönste.
Natürlich darf man sehen, dass es ein Scottie ist, aber etwas mehr phänotypische Variabilität zuzulassen ist zum Vorteil der Hunde.
Weitere Infos zum Thema
Artikel "the diehard is dying"
The insititue of canine biology: "What are we going to do with our terriers?" und Vergleich DNA Terrierrassen
Artikel "Chondrodysplasie und Chondrodystrophie: Dackelbeine, Gehwarzen und Kurzbeinigkeit"
Scottie Jock 1911
Scottish Terrier 1904
Hier sieht man den Vergleich zwischen dem noch ziemlich ursprünglichen Typ von heute, den man aber fast nicht mehr findet (Hitchcock und rechts Camilla) und dem Showtyp (Scully)
Der Showtyp von heute (unsere Scully)
Radius Curvus im rechten Vorderbein, siehe hierzu den folgenden Artikel